➤ Jugendliche sind mit Start-up erfolgreich
➤ „Mein Helfair“ hilft bei alltäglichen Problemen
➤ Drei Auszeichnungen beflügeln Firmengründer
Zu jedem Start-up gehört eine Gründerstory – bei „Mein Helfair“ beginnt sie so:
Als es 2020 mit Corona richtig losgeht, helfen Dennis Wartenberg, Hannes Burget und Moritz König aus Friedrichshafen immer wieder ihren Eltern und Großeltern dabei, durch den plötzlich komplizierten Alltag zu kommen.
Plötzlich gilt es, Online-Meetings, Impf- und Arzttermine im Internet zu organisieren. Kein großes Problem für die drei Schüler – in der digitalen Welt sind sie zu Hause, sie helfen gerne. Und es zeigt sich: Die Nachfrage im familiären Umfeld ist groß.
Also gründen sie 2021 die „Rentnerhilfe Bodensee“.
„2021 haben wir ein Gewerbe angemeldet“, erzählt Hannes Burget. „2022 sind wir in die Start-up-Szene reingerutscht.“ Die Idee der Nachbarschaftshilfe wächst, der Kundenstamm ebenso. Und auch über den Bodensee hinaus gibt es Anerkennung:
Bei einem Wettbewerb für junge Unternehmer in Berlin gewinnen sie 2022 den dritten Preis. „Da haben wir gemerkt: Das kann wachsen“, sagt Philipp Sommer, der ebenfalls zum Gründungsteam gehört.
Jüngst folgten weitere Auszeichnungen: Im März 2025 der Paul-Lechler-Preis (12.500 Euro) und im April 2025 der „Gründerländ-Preis“ der Volksbank Stuttgart (3.000 Euro). „Das Geld investieren wir in die Firma“, so Burget.
Vier Jahre sind seitdem vergangen, und aus der „Rentnerhilfe Bodensee“ ist „Mein Helfair“ geworden. Der Name sei „nicht mehr zeitgemäß“ gewesen, heißt es auf der Firmenhomepage.
„Außerdem wollten wir nicht mehr ‚Rentner‘ im Namen tragen, da wir neben der älteren Generation auch alle anderen Menschen mit Unterstützungsbedarf ansprechen.“
Die drei Freunde aus Schulzeiten sind noch immer dabei:
Der Name ist Programm: Junge Menschen aus der Nachbarschaft helfen Älteren bei Alltagsproblemen – ob streikender Laptop, kompliziertes Smartphone, Möbelaufbau oder Rasenmähen.
Das Start-up hat sich auf zwei Geschäftsfelder spezialisiert:
Der Umgang miteinander soll wertschätzend, vertrauensvoll und fair sein – sowohl im Team als auch gegenüber den Kund*innen.
„Im Team sind derzeit etwa zehn Schüler, Azubis und Studierende im Alter zwischen 16 und 23 Jahren“, erklärt Hannes Burget. „Wir bieten Jugendlichen die Möglichkeit, sich sozial zu engagieren und dabei etwas zu verdienen.“
Die Helfer sind auf Minijobbasis angestellt. Zum Basis-Stundenlohn von 13 Euro kommen Zuschläge hinzu. Bevorzugt wird mit vorhandenem Werkzeug gearbeitet – alternativ können Geräte auch gebucht werden. Die Kund*innen zahlen zwischen 27 und 34 Euro pro Stunde.
Elisabeth Scholl aus Friedrichshafen ist begeistert: „Gerade montieren zwei junge Männer einen Sichtschutz in meinem Garten“, erzählt sie am Telefon. Zuvor haben sie schon eine Hecke gestutzt und einen Teppich entsorgt. „Ich bin sehr zufrieden.“
Auch Ursula Markwart (69) aus Friedrichshafen ist Stammkundin. Sie ließ bereits Schränke aufbauen, den Rasen mähen und Unkraut entfernen: „Die jungen Leute haben das toll gemacht.“
Was klein begann, hat Potenzial: Das Unternehmen ist im Gründerzentrum der Zeppelin Universität Friedrichshafen („Pioneer Port“) untergebracht und Teil der dortigen Start-up-Initiativen.
„Mein Helfair“ zählt nach eigenen Angaben inzwischen rund 300 Kund*innen – etwa 15 Prozent davon sind Daueraufträge für regelmäßige Pflegearbeiten.
Als Konkurrenz zu Handwerksbetrieben sieht sich das Start-up nicht. „Wir bilden die Mitte zwischen Familienangehörigen und Fachdienstleistern“, sagt Burget. Gerade für kleine Aufgaben sei es oft schwierig, Handwerker zu finden.
Das Geschäftsgebiet hat sich von Friedrichshafen inzwischen auf den gesamten Bodenseekreis ausgedehnt. In Wangen läuft aktuell ein Pilotprojekt. Seit März 2025 ist auch ein Standort in Konstanz im Aufbau. „Hier haben wir schon erste Aufträge bekommen“, berichtet Philipp Sommer.
Und der nächste Schritt? Die jungen Gründer sind ambitioniert:
Erst ganz Baden-Württemberg – dann die Ballungsgebiete in ganz Deutschland.